– Eine Ausstellung in Kooperation mit KulturQuer QuerKultur Rhein-Neckar e.V.
Die Ausstellung KOFFERKIND von Fatma Biber-Born beschäftigt sich künstlerisch mit dem Schicksal zurückgelassener Kinder, sogenannten Kofferkindern*, deren Eltern als Gastarbeiter in den 1960er und 1970er Jahren nach Deutschland kamen. Die Kinder blieben oft bei Großeltern, Tanten, Onkeln oder Nachbar*innen im Heimatland zurück. Sie wuchsen ohne Eltern auf. Ein Schicksal, das schätzungsweise 700.000 Kinder türkischer Gastarbeiter*innen teilen.
Dazu hat Biber-Born einige der damaligen „Kofferkinder“ getroffen, mit ihnen über das Erlebte gesprochen und Bilder aus ihrer Kindheit gesammelt. Inspiriert von diesen Bildern, hat sie die Schicksale der Kinder in malerisch in Aquarell und Tusche in derzeit neun Bildern festgehalten. Kurze Eindrücke und Zitate aus den Interviews, die Biber-Born mit den heute 45-60-Jährigen geführt hat, präsentiert sie hinter Transparentpapier (Textfahnen) im Raum.
Die junge Studentin Merve Uslu-Ersoy, selbst Gastarbeiter-Enkelin, erzählt in Form von Interviews und Filmausschnitten die Geschichte ihrer Großeltern, die in den 60er Jahren nach Mannheim kamen. Außerdem zeigen wir ihren Film “KISMET” (27min, Mannheim/Antakya, 2020) zum Erzählcafé am 13.7. um 19.00 Uhr.
Eröffnung der Ausstellung am 29. Juni um 19 Uhr
mit Dr. Juliane Huber (Freie Kunstakademie Mannheim)
und Musik von Merve Uslu-Ersoy (“MARWA”)
Arbeitsmigration und das Schicksal auseinandergerissener Familien gibt es auch heute – auch hier in Mannheim, auch in der Neckarstadt-West. Die Ausstellung von Fatma Biber-Born ist ein fortlaufendes Projekt. Wer seine Geschichte erzählen möchte, darf sich gerne melden! Bitte per Mail an: info@communityartcenter-mannheim.de. Wir stellen den Kontakt her.

FATMA BIBER-BORN
geb. 1965 in der Türkei, lebt seit 1981 in Deutschland
- 2018-2022 Kunststudium an der FKA Mannheim
- Schwerpunkte: Malerei, Fotografie und Zeichnungen
HINTERGRUND / ÜBER KOFFERKINDER:
Der Begriff „Kofferkinder“ wurde 1985 von Maria Papoulias eingeführt und bezeichnet Kinder von Arbeitsmigrant*innen, die oft über lange Jahre von ihren Eltern getrennt lebten, während die Eltern in Deutschland arbeiteten. Die Kinder waren meist bei Verwandten untergebracht und sahen ihre Eltern nur in den Ferien, wenn die Eltern sie besuchten oder sie zum Besuch nach Deutschland reisten. Daher rührt die Bezeichnung „Kofferkind“. Die Anwerbeabkommen sahen ursprünglich kurze und zeitlich begrenzte Aufenthalte der Arbeitsmigrant*innen vor, den Nachzug von Familienangehörigen dagegen nicht, sodass diese ihre Familien häufig zunächst zurückließen. Oft entwickelte sich der Aufenthalt als längerfristig und die Kinder wurden nach wenigen Monaten oder sogar Jahren nachgeholt, manche Kinder lebten auch weiterhin nur im Herkunftsland.
Quelle: https://virtuelles-migrationsmuseum.org/Glossar/kofferkinder/, 11. April 2023